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FAQ / Häufig gestellte Fragen

Falls Sie ebenfalls eine Frage zur Blutverdünnung oder zum Selbstmanagement haben, bitte diese an die Stiftung Coagulation schreiben. |Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.|

Wird durch die Verwendung von Blutverdünnungsspritzen (d.h. Heparinspritzen wie z.B. Fragmin, Fraxiparin, etc.) die INR verändert?
Nein, die INR verändert sich nur, wenn die oralen Antikoagulantien Marcoumar oder Sintrom verwendet werden. Aber die Blutstillung wird auch durch Blutverdünnungsspritzen verändert.


Wird durch die Verwendung von Aspirin? oder Rheumamitteln die INR verändert?
Nein, die INR verändert sich nur, wenn Marcoumar oder Sintrom angewendet werden. Hingegen wird die Blutstillung durch Aspirin oder Rheumamittel (z.B. Voltaren, Ponstan, Brufen) beeinflusst, indem die Blutplättchen (Thrombozyten) gehemmt werden. Aspirin hemmt die Blutplättchen irreversibel, d.h. die Wirkung hält an, bis alle Plättchen nach 7-10 Tagen ersetzt worden sind. Rheumamittel hemmen die Plättchen reversibel, d.h. nur solange das Medikament im Körper vorhanden ist.


Beeinflusst die Ernährung, bzw. eine Diät den INR-Wert?
Ja, die Nahrungsmittel haben einen unterschiedlichen Vitamin-K-Gehalt. Vitamin K ist nötig, damit die Leber gewisse Gerinnungsfaktoren bilden kann. Die oralen Antikoagulantien Marcoumar und Sintrom hemmen die Vitamin-K-Wirkung. Wenn sich die Menge von Vitamin K in der Nahrung verändert, wirkt sich dies auf die Bildung von Gerinnungsfaktoren aus und somit auf den INR-Wert. Bei einer ausgewogenen Ernährung besteht jedoch keine Gefahr, dass die INR entgleist. Wenn Sie aber eine Diät machen, ist es sehr gut möglich, dass sich dies auf Ihren INR-Wert auswirkt. Sie sollten deshalb bei einer Ernährungsumstellung (Diät, Ferien mit anderer Ernährungsgewohnheit, etc.) anfänglich häufiger eine INR-Messung durchführen.


Gibt es Medikamente, auf die ich wegen der oralen Antikoagulation verzichten sollte?
Ja, bei Medikamenten, die die Blutplättchenfunktion beeinflussen (z.B. Aspirin, Rheumamittel), ist Vorsicht geboten. Nehmen Sie solche Medikamente nur nach Rücksprache mit Ihrem Hausarzt ein. Schmerz- und fiebersenkende Mittel, die nur Paracetamol enthalten, können Sie hingegen problemlos einnehmen.
Andere Medikamente können wegen einer Wechselwirkung (Interaktion) mit Marcoumar oder Sintrom den INR-Wert verändern. Das heisst aber nicht, dass Sie auf ein solches Medikament verzichten müssen, sondern Sie müssen lediglich das neue Medikamenten-Gleichgewicht finden, indem Sie die Marcoumar- oder Sintromdosis nach oben oder unten anpassen. In einer solchen Phase ist natürlich eine häufigere INR-Messung nötig.


Ich habe gehört, dass es eine neue Generation von blutverdünnenden Medikamenten gibt, bei denen keine INR-Messungen mehr nötig sind. Stimmt das? Ist somit mein CoaguChek XS-Gerät gar nicht mehr nötig?
Es ist richtig, dass es eine neue Generation von oralen Blutverdünnern gibt, bei denen keine Dosisanpassung mehr nötig ist. Diese Medikamente sind in der Schweiz seit 2012 auf dem Markt. Ob ein solches Medikamente im Einzelfall sinnvoll ist, muss mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Dabei gilt es folgendes zu bedenken: Die neuen Gerinnungshemmer sind erst für Patienten mit Vorhofflimmern oder wiederholten Thrombosen und Embolien zugelassen. Patienten mit künstlicher Herzklappe oder anderen Gründen für eine Langzeit-Antikoagulation sind weiterhin auf Marcoumar oder Sintrom angewiesen. Zudem sind die Wirksamkeit und das Nebenwirkungsprofil der neuen Arzneimittel "nur" gegenüber einer konventionellen, durch den Hausarzt kontrollierten Antikoagulation getestet worden – nicht aber gegenüber der Patienten-Selbstkontrolle der oralen Antikoagulation (PS-OAK), mit der nachweislich bessere Ergebnisse erzielt werden. Daher gehört die PS-OAK mit Marcoumar oder Sintrom weiterhin zu den besten und sichersten Therapien bei Langzeit-Antikoagulation.


Muss ich für einen Zahnarzttermin die orale Antikoagulation aufheben?
Es ist davon abhängig, was für eine Therapie Ihr Zahnarzt vorhat. Sie müssen Ihren Zahnarzt unbedingt auf Ihre Antikoagulation hinweisen und das Vorgehen mit ihm und Ihrem Hausarzt vorgängig besprechen. Vielleicht ist es nötig, dass Sie die Blutverdünnung mit Marcoumar oder Sintrom vorübergehend aufheben und während einer gewissen Zeit Heparin spritzen müssen. Mit der Zeit können Sie dies wahrscheinlich, wenn der Hausarzt einverstanden ist, auch selber durchführen. Falls Sie eine künstliche Herzklappe haben, sollten Sie, bzw. der Zahnarzt, unbedingt auch an die Endokarditis-Prophylaxe denken.


Muss ich wegen meiner Blutverdünnung auf das Tauchen verzichten?
Es gibt in der medizinischen Literatur keine Untersuchung, die den Zusammenhang zwischen Tauchen und Blutverdünnung beschreibt. Ich würde aber auf tiefe Tauchgänge verzichten. Dennoch gibt es häufig kleinere Verletzungen beim Tauchen, die bei blutverdünnten Personen stärker bluten können als bei Nicht-Antikoagulierten. Eine Blutverdünnung ist aber nicht per se ein Grund, das Tauchen zu verbieten.

Bei einer Parallelbestimmung der INR-Werte stimmen meine Werte praktisch nie mit den Werten meines Hausarztes überein. Wie gross darf die Abweichung betragen?
Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Hausarzt und Sie identische Werte messen, ist nicht sehr gross. Für eine gute Übereinstimmung reicht eine Abweichung von 10% des Mittelwertes. Die Abweichung darf aber maximal 15% vom Mittelwert betragen. Falls die Abweichung mehr als 15% beträgt, sollten die Messungen wiederholt werden.
Dazu ein Beispiel: Sie messen INR 2.7, Ihr Hausarzt misst 3,3. Die Abweichung erscheint zunächst sehr gross. Der Mittelwert der beiden Werte beträgt 3.0. Die Abweichung von 10% sind 0,3 nach oben und nach unten. Die beiden gemessenen Werte weisen somit eine gute Übereinstimmung auf.

Was muss ich tun, wenn ich die Einnahme der Blutverdünnungstablette einen Tag vergesse?
Es kommt darauf an, welches Medikament Sie nehmen. Marcoumar hat eine sehr lange Halbwertszeit von ca. einer Woche, d.h. nach einer Woche ist erst die Hälfte des Medikamentes aus dem Körper ausgeschieden. Die Wirkung hält somit auch um einige Tage an, wenn das Medikament abgesetzt wird. Wenn Sie nun eine Dosis vergessen einzunehmen, können Sie z.B. die halbe Dosis am nächsten Tag zusätzlich einnehmen. Es wird wahrscheinlich zu einer kleineren Schwankung führen, die aber nicht zu einer vermehrten Thromboseneigung führt.
Wenn Sie hingegen Sintrom einnehmen, ist die Situation eine andere. Denn Sintrom hat eine Halbwertszeit von 8 Stunden, d.h. wenn Sie das Medikament vergessen einzunehmen, ist die Medikamentenwirkung am nächsten Tag praktisch aufgehoben. Sie müssen daher unbedingt in den folgenden Tagen alle 1-2 Tage den INR-Wert messen und die Tages-Dosis vorübergehend erhöhen.

Was soll ich tun, wenn ich irrtümlicherweise zu viel Marcoumar/Sintrom eingenommen habe? Muss ich dann Vitamin K einnehmen?
Wenn Sie aus Versehen zu viel Marcoumar oder Sintrom eingenommen haben, wirkt sich das nicht sofort aus. Sie können am nächsten Tag eine reduzierte Dosis zu sich nehmen, sollten aber ca. 3 Tage nach dem Einnahmefehler den INR-Wert kontrollieren. In der Regel kann auf Vitamin K verzichtet werden. Natürlich kommt es darauf an, ob Sie Blutungssymptome haben oder nicht. Im Fall von Blutungen müssen Sie auf jeden Fall den Arzt aufsuchen.

Ich habe gelernt, dass sich der INR-Wert verändern kann, wenn man an einer Grippe oder Durchfall erkrankt. Was soll ich in diesem Fall tun?
Im Falle einer Grippe oder Durchfallerkrankung kann sich die Resorption (=Aufnahme) von Vitamin K oder von Marcoumar/Sintrom verändern. Sie sollten daher ca. 2-3 Tage nach Krankheitsbeginn eine zusätzliche INR-Messung durchführen, um eine Entgleisung rechtzeitig zu erkennen.

Ich habe auf einer Weltreise ca. während 1 Jahr die Patienten-Selbstkontrolle (PS-OAK) angewendet. Nun wurde bei mir die OAK gestoppt, und ich brauche das CoaguChek-Gerät nicht mehr. Was kann ich damit tun?
Sie können es der Stiftung Coagulation Care übergeben. Wir werden es Patienten zur Verfügung stellen, die sich ein Gerät aus finanziellen Gründen nicht leisten können.

Ich bin seit 4 Jahren wegen einer künstlichen Herzklappe blutverdünnt. Ich möchte nun schwanger werden. Ich habe erfahren, dass die Blutverdünner fruchtschädigend sein können. Wie muss ich vorgehen?
Es ist tatsächlich so, dass Marcoumar und Sintrom v.a. im ersten Schwangerschaftsdrittel fruchtschädigend sein können. Sie müssen deshalb Ihre Blutverdünnung im Falle einer Schwangerschaft möglichst früh auf Heparinspritzen umstellen. In der Regel wird fraktioniertes Heparin bevorzugt, da es viel leichter zu handhaben ist als das unfraktionierte Heparin (2x tägliche Verabreichung statt 3x täglich, weniger häufige Labortests zur Überwachung der Dosis nötig, Fertigspritzen erhältlich). Mit der oralen Antikoagulation mit Marcoumar oder Sintrom wird erst nach der Geburt wieder begonnen. Besprechen Sie die Situation aber möglichst vor Schwangerschaftsbeginn mit Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Gynäkologin.

Ich habe eine Lungenembolie erlitten und nehme deshalb Marcoumar ein. Es wurde mir gesagt, dass die "Pille", die ich seit Jahren einnehme, das Risiko für eine Thrombose oder Lungenembolie erhöht. Darf ich nun keine Verhütungspille mehr einnehmen?
Solange Sie unter oraler Antikoagulation sind, ist eine Schwangerschaftsverhütung mit der Pille kein Problem. Im Gegenteil, unter oraler Antikoagulation ist eine sichere Empfängnisverhütung wichtig, da Marcoumar und Sintrom im Falle einer Schwangerschaft fruchtschädigend sein können.
Sobald Sie aber die orale Antikoagulation stoppen, sollte die Verhütung umgestellt werden, insbesondere wenn noch andere, nicht vermeidbare Risikofaktoren für eine Thromboembolie vorliegen (z.B. nachweisbare angeborene oder erworbene Gerinnungsstörung).

Ich bin wegen einer künstlichen Aortenklappe blutverdünnt. Ich muss in nächster Zeit eine Operation (Schulteroperation) vornehmen lassen und deshalb nach Rücksprache mit dem Chirurgen meine INR auf unter 1.5 senken. Mein Hausarzt sagte mir, dass ich während dieser Zeit Fragmin spritzen muss. Ich habe aber in der Zeitschrift "Die Gerinnung" (Zeitschrift der Patientenorganisation "INRSwiss") gelesen, dass unfraktioniertes Heparin sicherer sei als fraktioniertes Heparin. Was soll ich nun tun?
Es gibt Expertengruppen, die sich intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie oral antikoagulierte Patienten um eine Operation herum am besten blutverdünnt werden, um das Risiko einer Blutung oder einer Gerinnselbildung möglichst gering zu halten. In diesen internationalen Richtlinien, die jährlich überarbeitet werden, wird momentan bei künstlichen Herzklappen die Anwendung von fraktioniertem Heparin (z.B. Fragmin, Fraxiparin, Fraxiforte, etc.) gewichtsadaptiert in therapeutischer Dosis (nicht in prophylaktischer Dosis), d.h. 2 mal täglich 100IE pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. Es ist kein Nachteil gegenüber unfraktioniertem Heparin bekannt. Korrekterweise muss man aber festhalten, dass es keine Untersuchungen gibt, die einen Vorteil von fraktioniertem Heparin gegenüber unfraktioniertem Heparin beweist. Die Handhabung von fraktioniertem Heparin ist aber um einiges leichter als mit unfraktioniertem Heparin (nur zweimal tägliches Spritzen statt 3 mal täglich, keine Labortests nötig zur Überwachung der Dosis, Fertigspritzen erhältlich). Deshalb wird momentan fraktioniertes Heparin eher bevorzugt. Bezüglich der genauen Dosierung wird Sie Ihr Hausarzt gut beraten. Er wüsste es auch, wenn sich etwas Grundlegendes in den Richtlinien ändern würde.

Ich bin wegen einer künstlichen Herzklappe dauerhaft blutverdünnt und führe die Selbstmessung durch. Muss ich das Gerät in die Ferien mitnehmen?
In den Ferien gibt es viele Gründe, die die Blutverdünnung durcheinander bringen können: Ernährungsumstellung, veränderte körperliche Aktivität, Durchfallerkrankungen, Einnahme von zusätzlichen Medikamenten (z.B. Malariaprophylaxe), etc. Es ist daher sinnvoll, gerade in den Ferien das CoaguChek-Gerät dabei zu haben, zumal das Gerät ja klein und leicht ist und deshalb gut im Handgepäck Platz findet!

Sekretariat
Prof. Dr. Dr. med. W.A. Wuillemin
Hämatologie/Coagulation Care
Luzerner Kantonsspital
6000 Luzern 16
coagulationcare[at]luks.ch

Tel.  041 205 51 47